Der Doktor und die lieben Leute
Medizinische Erlebnisse der ganz besonderen Art
Dieses Werk stellt die "Buchpremière" von William D. Montenero dar. Es handelt sich um die autobiographischen Erlebnisse eines Landarztes, die vom Autor akribisch documentiert und dann in vergnüglicher - aber auch zum Nachdenken anregender - Form aufgezeichnet worden sind. Klarerweise sind die Personen und Handlungsorte so weit verfremdet, daß sich keinerlei Rückschlüsse auf die tatsächlichen Protagonisten der Geschichten ziehen lassen. Dennoch aber verbürgt sich William D. Montenero dafür, daß jede Story bis ins letzte Detail wirklich erlebt und nicht erfunden ist !
"Der Doktor und die lieben Leute ~ Medizinische Erlebnisse der ganz besonderen Art" ist zur Zeit des Herbstes 2005 im Verlag ‚Books on Demand‘ (Norderstedt ~ Bundesrepublik Deutschland)
erschienen.
ISBN: 3-8334-2998-4
Leseprobe
"Wissen Sie, Herr Doktor", begann Miss Finley etwas geschraubt, "mein Onkel ist ein durchaus recht umgänglicher Zeitgenosse, und er macht mir auch kaum Schwierigkeiten. Er ißt brav alles, was mein mexikanisches Dienstmädchen kocht, und ansonsten ist er - trotz seines betagten Alters - ohnehin noch völlig selbständig. Man könnte sogar sagen, daß er genauso pflegeleicht ist wie ein Schoßhündchen. Ein Problem habe ich allerdings dennoch mit ihm. Sie wissen ja, daß ich sehr früh aufstehen muß, um rechtzeitig in die Schule zu kommen. Da kann ich es mir nicht leisten, die halbe Nacht wach zu liegen, weil ich irgendwann aufgeweckt werde und dann nicht mehr einschlafen kann. Genau das passiert mir aber seit circa zwei Wochen mit fast täglicher Regelmäßigkeit, denn Onkel Sam sucht mehrmals in der Nacht das WC auf. Da er dabei an meinem Zimmer vorbeischlurfen muß, ist es in diesem Augenblick um meine Ruhephase geschehen. Ich werde beim leisesten Geräusch wach und kann nicht mehr einschlafen - da nützt das schönste Büffelzählen nichts ! In weiterer Folge liege ich dann meistens bis zum Morgen wach. Als Folge davon ist mir der gesamte Tag vermiest, und ich fühle mich absolut nicht gut. Sie müssen mir helfen, Herr Doktor ! Verschreiben Sie meinem Onkel etwas, damit ich meine Ruhe habe. Abgesehen davon dürfte es für ihn ja auch nicht angenehm sein, mehrfach pro Nacht den Gang entlang pilgern zu müssen."
Das war die Reihenfolge, wie sie sich für Miss Finley verbindlich darstellte: zuerst kam ihr Schlafbedürfnis, und wenn dieses gestillt war, hatte sie ja durchaus nichts dagegen einzuwenden, daß von einem entsprechenden Vorgehen vielleicht auch ihr Onkel einen Vorteil haben könnte. Ich nickte jedenfalls zustimmend, obwohl ich die Prioritäten umgekehrt sah, denn für mich stand klarerweise vor allem das Vermeiden der nächtlichen WC-Ausflüge des betagten Mannes an erster Stelle, und wenn die alte Schreckschraube dadurch ein wenig besser schlafen konnte, sollte es mir durchaus auch recht sein. Dies wäre wahrscheinlich sogar für die Schüler von großem Vorteil, denn eine ausgeschlafene Miss Finley würde wohl doch noch um einige Grade leichter als eine übernächtige zu ertragen sein. Ich blickte also in den Monitor meines Ordinationscomputers und musterte das Medikamentenmenü, das Samuel Werdingdale tagtäglich in sich hineinstopfen mußte. Dabei sah ich, daß die Zusammenstellung durchaus schlüssig
War und hervorragend paßte. Ich konnte eigentlich keinen Hinweis darauf erkennen, daß sich
bei dem Patienten ein gesteigerter nächtlicher Harndrang manifestieren durfte.